Unwetterlage fordert Feuerwehr bei 201 Einsätzen

15.08.2020 15:50 Uhr
Ort: gesamtes Stadtgebiet
Einheiten
  • Führungsdienst A
  • Führungsdienst B
  • Einsatzleitwagen
  • Drehleiter
  • Rüstwagen
  • Löschzug Jüchen
  • Löschzug Gierath
  • Löschzug Hochneukirch
  • Löschgruppe Kelzenberg
  • Löschgruppe Waat

Ein unwetterartiges Gewitter begleitet durch Starkregeln, Hagel und teils auch Sturmböen forderte lokale und Unterstützungskräfte aus dem Rhein-Kreis Neuss seit den Nachmittagsstunden am 15.08. bis Stand 16.08. (18:00 Uhr) an insgesamt 201 Einsatzstellen. Betroffen war hierbei das gesamte Stadtgebiet, vor allem jedoch die östlich gelegenen Ortschaften, sowie auch teilweise der Autobahnabschnitt der A46 ab der Anschlussstelle Jüchen in Fahrtrichtung Neuss.

Gegen kurz vor 16 Uhr entwickelte sich die Gewitterfront, sodass bereits innerhalb der ersten Minuten ein Voralarm für die Führungs- und Lagedienste und Einsatzleitwagen zur Besetzung der Feuerwache an der Kelzenberger Straße gegeben wurde. Aufgrund der rasanten Entwicklung und erhöhten Notrufmeldungen aus dem Stadtgebiet wurde bereits wenige Minuten nach der ersten Alarmierung der sog. Stadtalarm für sämtliche Einheiten der Stadtfeuerwehr ausgelöst. Zu diesem Zeitpunkt war bereits der zuständige Löschzug wegen mehrerer unter Wasser stehender Straßenzüge in Bedburdyck im Einsatz.

Da bei einer Vielzahl von Einsatzstellen nicht alle gleichzeitig mit Fahrzeugen zur Abarbeitung beschickt werden können, wurden seitens der Einsatzzentrale an der Kelzenberger Straße die durch die Kreisleitstelle übermittelten Notrufmeldungen priorisiert. Priorisiert behandelt werden hierbei Einsätze bei denen Menschenleben in Gefahr sind bzw. geraten können, wichtige / notwendige Straßenverbindungen durch Überflutung für die Rettungsdienste nicht mehr passierbar sind oder auch wichtige Infrastrukturen der Telekommunikation oder auch Strom-, Gas-, Wasserversorgung gefährdet sind. Nachgeordnet priorisiert werden die sonstigen aufkommenden Einsatzstellen.

Direkt nach dem Vollalarm wurden auch bereits 11 der 12 mit Pumpen ausgerüsteten Einsatzfahrzeuge zu den ersten Einsatzstellen entsandt. Um auf Primäreinsätze wie z.B. Brände oder Verkehrsunfälle zeitnah reagieren zu können verbleibt stetig (in Rotation) ein Löschfahrzeug auf der Feuerwache im „Stand-By“ um den sog. Grundschutz zu gewährleisten. Wie wichtig die Grundschutzsicherstellung ist zeigte sich rund 1 Stunde nach dem Einsatzbeginn, wo die automatische Brandmeldeanlage eines größeren Logistikbetriebs auslöste. Nach Erkundung konnte hier glücklicherweise ein Brandereignis nicht festgestellt werden.

Da zum Spätnachmittag hin immer weitere Einsatzstellen gemeldet wurden war klar, dass die Unwetterlage an denen bislang alle Einheiten der Stadtfeuerwehr beteiligt waren nicht mehr nur durch lokale Einsatzkräfte abgearbeitet werden konnten. Inzwischen hatten auch umliegende Feuerwehren überörtliche Hilfeleistungen angeboten, sodass insgesamt 4 überörtliche Einheiten der Feuerwehren Neuss und Rommerskirchen in das Stadtgebiet verlegt wurden und dort bei der Abarbeitung an einer Vielzahl von Einsatzstellen unterstützten. Auch alarmiert wurde die Verpflegungseinheit der Malteser aus Jüchen. Die überörtlichen Kräfte konnten bis Mitternacht aus dem Einsatzgeschehen entlassen werden. Einen Überblick der Lage im Jüchener Stadtgebiet machte sich ebenfalls der Kreisbrandmeister. Insgesamt im Einsatz befanden sich somit rund 150 lokale und überörtliche Einsatzkräfte.

Bis rund 4 Uhr am Sonntagmorgen konnten alle bis dahin gemeldeten Einsatzstellen abgearbeitet werden, wobei im Verlauf des Sonntag immer wieder weitere Einsatzstellen gemeldet wurden die in der unteren Statistik mit erfasst sind. Gesamtheitlich lag der Einsatzschwerpunkt im gesamten Zeitraum der Unwetterlage bei:

  • 193 Einsätzen aufgrund Wasser / Schlamm auf Straße bzw. in Kellern
  • 3 gemeldeten Sturmeinsätzen
  • 2 sonstige Hilfeleistungseinsätze
  • 1 Brandmeldealarm
  • 1 Einsatz aufgrund einer Betriebsmittelverschmutzung
  • 1 First Responder Einsatz

Hervorstechend kann man neben dem erwähnten Brandmeldealarm folgende Einsätze benennen:

  • An einer Einsatzstelle schwamm aufgrund der Wassermassen ein Öltank auf. Durch den Einsatz der Feuerwehr wurde hier ein größerer Umweltschaden verhindert.
  • Auf der Hemmerdener Straße in Bedburdyck auf Höhe des Ortsausgangs Richtung Hemmerden drohte ein Abhang von ca. 10 Meter Höhe und 20 Meter Länge herabzustürzen. Die Einsatzstelle wurde durch den Baubetriebshof der Stadt Jüchen gesperrt, sodass die Straße nach Hemmerden derzeit nicht passierbar ist.
  • Auf einem Feldweg zwischen Garzweiler und Kelzenberg kam es zu einem schweren Unfall zwischen einem Fußgänger und einem Radfahrer. Die Feuerwehr war hier im Rahmen eines First Responder Einsatzes tätig und leuchtete im weiteren Verlauf die Einsatzstelle für den Rettungsdienst aus. Der Radfahrer wurde schwerverletzt in ein Krankenhaus verbracht.

Neben dem verletzten Radfahrer zogen sich auch vier Feuerwehrangehörige an Einsatzstellen leichte Verletzungen zu. Teilweise mussten diese vorzeitig das Einsatzgeschehen pausieren.

Lobenswert zu erwähnen ist die großartige Unterstützung der Bevölkerung an den Einsatzstellen untereinander. Gegenseitig wurde z.B. hilfsbedürftigen Personen bei Erstmaßnahmen geholfen bis wir als Feuerwehr die weiteren Maßnahmen übernahmen.

Bilder:
1) Screenshot DWD-App – über einen längeren Zeitraum ergossen sich die Regenmassen
2) Einsatzzentrale: von hier aus wurden die Fäden gezogen
3) „im Einsatz“: immer wieder kämpfen sich die Fahrzeuge ihren Weg von und zur Feuerwache
4) „im Einsatz“: verschlammte Fahrbahn und vollgelaufene Keller auf mehreren 100 Metern
5) „im Einsatz“: überflutete Straße
6) Feuerwache: überörtliche Kräfte aus Rommerskirchen rücken in ihre Einsatzabschnitt aus
7) Feuerwache: erste Reinigungsarbeiten in der Schlauchwerkstatt
8) „im Einsatz“: Schlammmassen versperren den Weg
9) „im Einsatz“: der Grundschutz-Zug beim Brandmeldealarm



 

 

Einsatzbilder